Magen-Darm-Beschwerden können für Betroffene sehr unangenehm und belastend sein. Insbesondere Schmerzen und krampfartige Koliken beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit und Lebensqualität erheblich. Hochdosiertes Pfefferminz- und Kümmelöl in Kappselform hat sich bei Patienten verschieddener Altersgruppen als wirksame und gut verträgliche Behandlungsoption erwiesen. Schmerzhafte Bauchkrämpfe werden rasch und effektiv gelindert.
Lässt sich für gastrointestinale Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen oder Krämpfe, Völlegefühl, Durchfall oder Verstopfung keine organpathologische Ursache eruieren und treten diese Symptome über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten auf, spricht man von funktionellen Beschwerden. Bei vielen Betroffenen gibt es eine Symptomüberlappung von Beschwerden des oberen und des unteren Gastrointestinaltraktes, wobei erstere gemäss klassifikatorischer Einteilung funktioneller Dyspepsie und Reizmagen und letztere dem Reizdarmsyndrom zugeordnet werden [1].
Darm-Hirn-Achse: multifaktorielles Wechselwirkungsgefüge
Bauchkrämpfe entstehen durch eine krampfhafte Kontraktion bestimmter Muskeln im Verdauungstrakt, was mit einer Beeinträchtigung des Transports des Nahrungsbreis verbunden ist. Durch die dichte Innervation im Bereich von Magen und Darm werden die Schmerzsignale weitergeleitet und es kann zu Koliken kommen. Die vom Nervus vagus ausgehenden parasympathischen Nervenfasern fördern den Verdauungsvorgang, die sympathischen Nervenstränge hingegen hemmen die Aktivität von Magen und Darm. Das Zusammenspiel vegetativer und zentralnervöser Prozesse wird im Erklärungskonzept der Darm-Hirn-Achse («Brain-Gut-Axis») beschrieben [2]. Als zentrale Mechanismen fungieren dabei Motilitätsstörungen und viszerale Hypersensitivität [3,4]. Dadurch kann bereits bei nur geringfügig erhöhter Gasbildung viszerale Allodynie zur subjektiven Wahrnehmung von Blähungen führen. Neben Triggerfaktoren wie zum Beispiel Stress und Ernährung spielen auch Veränderungen des intestinalen Mikrobioms eine Rolle in diesem multifaktoriellen Wechselwirkungsgefüge.
Pfefferminz- und Kümmelöl wirken relaxierend und analgetisch
Es gibt verschiedene Methoden, welche zur Linderung von funktionell bedingten Bauchkrämpfen beitragen können, wie zum Beispiel Wärmeanwendungen, Verzicht auf Alkohol und Nikotin, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, magenschonende Ernährung, Stressreduktion. Als medikamentöse Massnahme können krampflösende Substanzen Linderung verschaffen. Bei funktionell bedingten Bauchkrämpfen haben sich die ätherischen Öle der beiden Heilpflanzen Pfefferminze und Kümmel als sehr effektiv erwiesen. Pfefferminzöl bewirkt eine Entspannung der Muskulatur des Magen-Darm-Traktes über die Hemmung von spannungsabhängigem Kalziumeinstrom [5]. Neben diesen krampflösenden Eigenschaften sind auch die schmerzlindernden Effekte erwiesen. Eine Bindung von Menthol an den Kälterezeptor TRPM8 löst ein Kältesignal aus und wirkt inhibitorisch auf schmerzübertragende Nerven. Kümmelöl verfügt über karminative Eigenschaften, was zu einer Senkung der Oberflächenspannung und einer Hemmung der Gas- und Schaumbildung im Darm beiträgt. Darüber hinaus wirkt Kümmelöl selektiv auf das Wachstum pathogener Keime ohne jedoch zu negativen Effekten auf erwünschte Darmbakterien zu führen [10].
Multiple Wirkmechanismen Kümmelöl und Pfefferminzöl wirken schmerzlindernd und karminativ. Pfefferminzöl aktiviert die Kältesensoren der Darmnerven, was zur Beruhigung benachbarter Schmerzsensoren führt und dadurch eine massive Reduktion von deren Empfindlichkeit induziert. Kümmelöl wirkt aktivitätshemmend auf gasbildende Bakterien, sodass Blähungen verringert werden [10]. Überdies wird das intestinale Mikrobiom positiv beeinflusst durch eine selektive Wirkung auf die pathogenen Bakterien. |
In Kombination verringern die beiden ätherischen Öle zum einen unangenehme intestinale Reize und dämpfen die Schmerzwahrnehmung. Die Wirkstoffkombination Menthacarin (Carmenthin®) [6] enthält Pfefferminzöl und Kümmelöl in hoher Dosierung und lindert nachweislich funktionelle Verdauungsstörungen wie Schmerzen, Krämpfe, Blähungen, Druck- und Völlegefühl [7], wobei der symptomlindernde Effekt rasch eintritt und viele Patienten bereits nach einer Woche eine Beschwerdelinderung verspüren [8]. Die Inhaltsstoffe befinden sich in einer magensaftresistenten Weichkapsel, die sich erst im Darm auflöst und dort gezielte Wirkung entfalten kann. Die Verträglichkeit dieses pflanzlichen Präparates ist auch bei häufiger Einnahme gut [9]. Das phytotherapeutische Arzneimittel ist in der Schweiz bei entsprechender Indikation kassenzulässig ab 12 Jahren [6].
Literatur:
- Madisch A: Zeitschrift für Phytotherapie 2013; 34(06): 270–273.
- Matricon J, et al.: Aliment Pharmacol Ther 2012; 36(11–12): 1009–1031.
- Madisch A, et al.: Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 222–232.
- Mari A, et al.: Adv Ther 2019; 36(5): 1075–1084.
- Deutsche Apothekerzeitung (DAZ): DAZ 2018 (9): 73, 01.03.2018.
- Carmenthin®: www.compendium.ch
- Holtmann G, Stracke B: Gastroenterol 2016; 54 (8).
- Noe S, et al.: Internist 2016; 57 (Suppl. 1), S42–S42
- Madisch A, et al.: Internist 2015(56) (Suppl. 1), 28.
- Pharmazeutische Zeitung, 18.05.2016, www.pharmazeutische-zeitung.de
- Krueger D, et al.: J Physiol 2016; 594: 357–372.
- Chumpitazi BP, Kearns GL, Shulman RJ: AP&T 2018; 47(6): 738–752.
HAUSARZT PRAXIS
Mirjam Peter, M.Sc.