Akne-Therapie, Camouflage, Sonnenschutz – die medizinische Kosmetik unterstützt ausgelastete Dermatologen sachkundig bei der Behandlung häufiger Erkrankungen junger Haut.

Heute stehen uns für die Behandlung von Akne bei Jugendlichen als auch bei Kindern mehrere seit Jahren bewährte topische als auch systemische Medikamente (teilweise nur in off-label Anwendung) zur Verfügung. Für die physikalische Ausreinigung der Komedonen/Mikrozysten fehlt heute in der täglichen Sprechstunde meistens die Zeit. Hier kann die Zusammenarbeit mit einer entsprechend geschulten Kosmetikerin zu einer signifikanten Verbesserung des Therapieerfolges beitragen. Ebenso hat die Auswahl an hochwertigen Sonnenschutzpräparaten für alle Alterskategorien in den letzten Jahren stark zugenommen. Erst durch deren korrekte Anwendung sind diese überhaupt genügend wirksam. Durch Beratung und Instruktion, sowie Sicherstellung einer für den Patienten individuell akzeptierten kosmetischen Lösung wird die Compliance insbesondere für Kinder und Jugendliche mit UV-induzierten oder auch Breitspektrum-Licht-induzierten Dermatosen verbessert.

Medizinische Kosmetik und Akne

Akne ist in der westlichen Welt die häufigste Hauterkrankung überhaupt und betrifft >85% der Jugendlichen in unterschiedlichem Schweregrad. Der durchschnittliche Beginn heute liegt bei elf bis zwölf Jahren, wobei zunehmend Kinder ab acht Jahren betroffen sind. Die psychosoziale Bedeutung der Akne ist relevant und wurde in Studien als vergleichbar mit Diabetes mellitus und Arthritis beurteilt. Jugendliche mit schwerer Akne weisen vermehrt eine Neigung zu Depressivität und sozialem Rückzug auf [1]. Eine frühzeitige, möglichst rasch wirksame und an die aktuelle Klinik angepasste Therapie ist deshalb anzustreben.

Die medizinische Kosmetik kann hier von drei Seiten einen adjuvanten Beitrag leisten:

  1. Professionell durchgeführte Ausreinigung von Ko­me­donen/Mikrozysten und von Pusteln (sowie evtl. vorhandene Milien). Die korrekte mechanische Ausreinigung erfolgt dabei ohne weitere Traumatisierung des umliegenden Gewebes und damit ohne Narbenbildung. Entscheidend für den Therapie­erfolg ist eine entsprechende Schulung, sowie Erfahrung der kosmetischen Fachperson. Eine raschere Besserung des Hautbildes als unter medikamentöser Behandlung alleine wird so in der Regel erreicht. Der Ablauf der Akne-Toilette (Abb. 1) wird individuell der aktuellen Klinik angepasst. Grundsätzlich beinhaltet diese nach der Hautanalyse die milde Reinigung der Gesichtshaut, gefolgt von der eigentlichen, oben beschriebenen Akne-Toilette, sowie im Einzelfall anschliessender Anwendung einer antientzündlichen Maske mit oder ohne antibakteriell wirksamer Blaulichtanwendung. Zusätzlich können vor allem bei relevanten Hyperkeratosen chemische Peelings gezielt zum Einsatz kommen. Diese finden im Verlauf auch Verwendung bei Bedarf zur Behandlung von Residuen nach Akne, allen voran postläsionalen Hyperpigmentierungen. Bei Jugendlichen dauert eine Behandlung in der Regel 30 bis max. 40 Minuten, wobei vor allem bei jüngeren Pa­tien­ten mehrere kürzere Behandlungen von 20 Minuten manchmal vorzuziehen sind. Je nach Ausmass und Schweregrad der Akne muss mit zwei bis sechs Sitzungen total in zwei- bis vierwöchentlichen Abständen gerechnet werden. Die Kosten werden von den Krankenkassen leider immer weniger häufig übernommen. Die Kosten liegen generell um die CHF 60–80 pro Behandlung.
  2. Durch Beratung und Instruktion wird die Compliance auch der parallel laufenden medikamentösen Therapie erhöht.
  3. Zusätzlich wird im Zeitalter der Social Media und der «Kosmetik-Influencer» die fachliche Beratung im Sinne von Coaching zunehmend wichtig. Dabei geht es einerseits darum, die dort vorgestellten Produkte und deren Eignung für den aktuellen Hauttyp zusammen mit dem Jugendlichen zu werten. Die bereits gekauften Hautpflegemittel und Kosmetika können gemeinsam gesichtet werden hinsichtlich Brauchbarkeit und Kompatibilität mit der aktuellen medikamentösen Therapie. Meist resultiert diese Zusammenarbeit dann in einer Vereinfachung und Verbesserung der täglichen Hautpflege, der Jugendliche ist dadurch im selbständigen und sicheren Umgang seiner Hautbehandlung weiter gestärkt und damit auch die Compliance generell [2].

Medizinische Kosmetik und Camouflage

Ziel der Camouflage ist ein optimales und kosmetisch ansprechendes Abdecken und Ausgleichen von subjektiv relevant störenden Hautveränderungen, sei es im Gesicht oder am Körper. Die psychosoziale Belastung des Jugendlichen wird dadurch ernstgenommen und die Hautveränderungen werden durch diese Technik im Alltag oder zu speziellen Gelegenheiten gemildert. Individuell und perfekt gemischte Farbtöne werden hierzu meist in Crèmeform auf die störende Hautstelle aufgebracht und können bei Bedarf schwitz-, abrieb- und wasserfest fixiert werden. Es stehen bewährte Produktelinien zur Verfügung. Die Jugendlichen werden in deren Handhabung genau instruiert. Wie die Akne-Toilette, so übernehmen die Krankenkassen die Camouflage-Behandlungen immer seltener. Es lohnt sich jedoch im Einzelfall betreffend Kostenbeteiligung nachzufragen.

Medizinische Kosmetik und Lichtdermatosen: UV-Schutz und Breitband-Lichtschutz

Für Kinder und Jugendliche, welche aus unterschiedlichen Gründen einen optimalen Sonnenschutz, sei es UV-Schutz oder auch Lichtschutz, benötigen ist das individuelle Anpassen eines medizinisch und kosmetisch optimalen Sonnenschutzes und Instruktion in deren Anwendung entscheidend für die Compliance und damit meist auch für den Krankheitsverlauf der unterliegenden Erkrankung. Dies betrifft im besonderen Kinder und Jugendliche mit Lupus erythematodes, Jugendliche unter Immunsuppression bei St.n. Organtransplantation, resp. St.n. Chemotherapien, sowie Jugendliche mit Photodermatosen.

Zusammengefasst kann in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit einer entsprechend geschulten und erfahrenen Kosmetikerin der Erfolg einer Akne-Therapie bei Kindern und Jugendlichen in den meisten Fällen verbessert werden. Die Beratung und Instruktion in der Anwendung von individuell angepassten und dabei auch kosmetisch akzeptierten Sonnenschutzpräparaten begünstigt die Compliance von Jugendlichen und ist für den langfristigen Verlauf von UV- und Licht-abhängigen Dermatosen entscheidend.

Take-Home-Messages

  • Interdisziplinarität ist heute integraler Bestandteil einer modernen Medizin.
  • Auch in der Kinder- und Jugenddermatologie ist die Zusammenarbeit mit erfahrenen und zertifizierten KosmetikerInnen, insbesondere in den Bereichen Akne-Therapie, Camouflage und Sonnenschutz sinnvoll und wichtig.
  • Dadurch können rascher sichtbare Therapieerfolge erreicht werden und eine Abmilderung von Residuen nach Hauterkrankungen.

Literatur:

  1. Halvorsen JA, et al.: Suicidal ideation, mental health problems and social impairment are increased in adolescents with acne: a population-based study. J Invest Dermatol 2011; 131(2): 363–370.
  2. Baldwin HE. Tricks for improving compliance with acne therapy. Dermatol Ther 2006; 19(4): 224–236.

DERMATOLOGIE PRAXIS

Dr. Kristin Kernland Lang, Sabrina Klee

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